Alle Artikel in: Nachhaltigkeit

Her mit den Infos!

Die Diskussion bei Hart aber Fair hat es mal wieder gezeigt. Die Frage danach wie es mit der Textilindustrie weiter gehen soll scheitert an fehlenden Informationen. Niemand kann glaubhalft vermitteln was faire Kleidung kostet. Die meisten Informationen sind interessensgeleitet. Der Verlierer ist der Verbraucher, der nichts richtig machen kann – und deshalb das macht was er immer macht. Ein Kommentar. Sind es nun 10 Cent oder 20? Oder doch ein ganzer Euro? Sehr unterschiedliche Aussagen gibt es darüber wie viel ein Shirt mehr kosten muss um ordentliche Arbeitsbedingungen sicherzustellen. Seriöse Berechnungen gibt es nicht. Alles basiert auf Halbwissen und ist fehlerbehaftet. PR Agenturen rechnen es hoch, die Kampagne für Saubere Kleidung rechnet es runter. Jeder darf glauben was er will. Falsch ist beides. Beim Konsumenten bleibt: „Am Preis erkenne ich ethisch korrekt produzierte Shirts nicht!“ Nun kommen die Kritiker, die wegen der schlechten Informationslage leichtes Spiel haben: „Kann ich mir sicher sein, wenn ich ein bisschen mehr bezahle, dass die Textilien dann fair sind?“ Nein sagen alle. Höherer Preis heißt nicht fairere Arbeitsbedingungen. Damit ist …

Let the sunshine in your smartphone.

„Wenn die Sonne scheint habe ich Strom im Telefon“, so jedenfalls dachte ich, als ich vor einem Jahr mein Changers Solarpanel kaufte. Im Prinzip ist das ja auch so. Leider aber nicht so einfach. Unabhängig von einer Steckdose zu sein ist für jemanden wie mich der beruflich und privat viel unterwegs ist ein hohes Gut. Für mich darf es jedoch gerne etwas abgefahrener und etwas nachhaltiger sein, was Gadgets angeht. Ein Solarpanel, das einen Akku läd, der wiederum mein Telefon läd, super. Technisch ok Aber wann bin ich mal 4 Stunden am Stück in der Sonne und habe Zeit das Panel immer wieder zur Sonne auszurichten? Diese Zeit braucht das Ding nämlich um komplett geladen zu sein. Bei nicht ganz direkter Ausrichtung auch mal 6 Stunden. Der Strom der dann in der Batterie ist reicht um mein IPhone ein bisschen mehr als ein mal zu laden, dann muss ich schon wieder in die Sonne. Eine Ladung an der Steckdose ist nicht möglich. Super für die Message Hätte ich irgendeinen externen Akku, hätte ich länger Strom. …

Unterschiedliche Maßstäbe

Stellen wir uns einen Agenturmitarbeiter in einer deutschen Stadt vor. Er verdient, am Durchschnitt gemessen, viel Geld. Das ist ok, er arbeitet ja auch gut und viel. Es ist eine meist ungeschriebene Abmachung, dass er abends länger bleibt um Projekte abzuschließen. Hoffentlich bekommt er die Überstunden bezahlt, wahrscheinlich bekommt er am Jahresende einen Bonus. Das er an fünf Arbeitstagen mehr als 50 Stunden arbeitet stört ihn zwar manchmal, aber das Geld macht es erträglich. In Deutschland ist dieses Verhalten gesellschaftlich akzeptiert. Auch das jammern darüber. Der Mensch will vorankommen, Geld verdienen, er nutzt dafür seine Möglichkeiten. Szenenwechsel: Indische Näherei. Ein Näher in Tiruppur. Er verdient, am Durchschnitt gemessen, viel Geld. Das ist ok, er arbeitet ja auch gut und viel. Er macht immer wieder Überstunden um Projekte abzuschließen. Für ihn ist das in Ordnung, er bekommt die Überstunden bezahlt. Am Ende des Jahres bekommt er einen Bonus, wenn sein Unternehmen Gewinne abwirft. Das er an sechs Tagen in der Woche auch mal 60 Stunden arbeitet stört ihn zwar manchmal, aber das Geld macht es erträglich. …

Kann ich das Shirt auch in einer anderen Farbe haben?

Als ich vor über zwei Jahren bei 3FREUNDE zu arbeiten anfing, hatte ich vom Färbeprozess folgende Vorstellung: Männer stampfen in Färbebrühe und Stoff. Dabei war meine Hoffnung, dass bei der Färberei die für 3FREUNDE arbeitet die Leute wenigstens Gummistiefel tragen. So wenig Ahnung hatte ich von alldem. Dieses Bild war und ist natürlich gänzlich falsch, denn gerade im Fairtrade-Bio-Bereich sind die Färbeprozesse schon sehr lange industrialisiert. Ich sah Bilder aus der Färberei. Riesige Waschmaschinen die Kiloweisestoff stundenlang hin und her walken bis dieser die richtige Farbe bekommen hat. Aber auch das entspricht in seiner Einfachheit nicht der Realität, wie ich jetzt bei einem Besuch beim Färbedepartment Colorsburg von Shakthi Knitting in Tiruppur feststellen durfte. Hier werden auch die Stoffe für 3FREUNDE gefärbt. Das Erdgeschoss der riesigen Halle wird dominiert von Stoffballen. Diese werden in der Reihenfolge des Eingangs bearbeitet. Zuerst werden die 20kg schweren Stoffballen so lange zusammengeführt, bis sie das Färbegewicht erreicht haben. Für die kleinste Maschine sind dies 180kg. In die größte Maschine passt etwa eine Tonne Stoff. Bevor jedoch der eigentliche Färbeprozess beginnt muss …

Preis eines T-Shirts – günstiger als die Wahrheit

Seit mehreren Wochen verfolgen mich Zahlen einer Graphik, die ich zuerst auf der schön gemachten, aber inhaltlich mindestens fragwürdigen Seite des WDR zur Textilproduktion gesehen habe. Unter der Überschrift „Kosten, Lohn, Gewinn“ werden dort die Kosten eines T-Shirts prozentual aufgeschlüsselt. Mich haben dabei vor allem zwei Dinge verwundert: Erstens fehlen dabei die Materialkosten (sehr wahrscheinlich Baumwolle) komplett und zweitens wird keine valide Quelle genannt. Über der Graphik steht lediglich: „Nach Zahlen von TransFair“ mit einem Link zur Seite von Fairtrade Deutschland. Auf dieser Seite finden sich die Zahlen jedoch nicht. Heute stieß ich dann auf den Link zum „Wegweiser faire Kleidung“ der von mir geschätzten Grünen Europapolitikerin Ska Keller. In der ansonsten durchaus lesenswerten Broschüre fiel mir gleich eine Infographik mit der Überschrift „Kaufpreiszusammensetzung eines T-Shirts“ (S.5) auf. Die Zahlen sind exakt dieselben wie in der Übersicht des WDR. Auch hier kein Hinweis auf Materialkosten. Die Quelle ist jedoch eine andere. „Wer bezahlt unsere Kleidung bei Lidl und Kik? Eine Studie der Kampagne für saubere Kleidung.“, steht darunter. Da hatte mich der Ehrgeiz gepackt. Wo …

Pokern mit Menschenleben in der Textilindustrie

Profis spielen keine Karten die nur mit Glück gewinnen. Bei Menschen die nur gelegentlich am Pokertisch sitzen, hört man oft ein murren nachdem eine schlechte Starthand zu einem hohen Gewinn geworden wäre. Drei fünfen in der Mitte machen eine Bube-fünf Starthand zu einem unbezwingbaren Monster. Von Profis hört man dazu nichts. In der Textilindustrie wird auch gezockt. Allerdings ist der Einsatz höher: Es geht um Menschenleben. Natürlich nicht um das der Entscheider, sondern um das von schlechtbezahlten Mitarbeitern am anderen Ende der Welt. Mit mangelhaften Gebäuden, fehlendem Brandschutz und schlechter Arbeitssicherheit haben viele der Produzenten, um im Bild zu bleiben, eine schlechte Starthand. Das fällt nicht auf, solange sie das Glück einer erfolgreichen Spielentwicklung haben. Wenn allerdings langfristig der Normalfall des Unglücks, wie zuletzt in Dhaka, autritt, so heißt es oft game over, das Spiel ist vorbei. Verzockt. Ohne Frage gehören Kik, Mango und Primark an den öffentlichen Pranger und die Verantwortlichen vor ein ordentliches Gericht. Doch was ist mit denen die Glück hatten, dass die für sie passenden Karten aufgedeckt wurden, in deren Fabriken …

We are plastic, and so are you!

Ich halte mich ja inzwischen oft in der Nette-Menschen-die-Gutes-tun-und-vernünftig-sind-Blase auf. Ihr wisst schon: Nicht die Mülltrenner, sondern die Müllvermeider, nicht die Bewusst-Esser, sondern die Bio-Lokal-Fanatiker. Eben diese Randgruppe, die es glaubt richtig zu machen, zu der ich in manchen Bereichen auch gehöre. Bewusst wird das jedoch immer nur dann, wenn ich diese Blase verlasse. Mit echten Menschen spreche und für grundlegende Diskussionen Kopfschütteln ernte. Das war der Fall als ich für 3FREUNDE auf der PSI, der größen Werbeartikelmesse Europas war. Wir haben dort versucht herauszufinden, ob es im Bereich der Werbegeschenke und Promotionartikel Platz für unsere nachhaltigen Produkte gibt. Die Antwort ist recht einfach: Es gibt ihn, aber sowas von in der Niesche! Ein Großteil der Hallen war vollgestopft von billigen und billigsten Plastik und Kleinstelektronikartikeln. Kugelschreiber, Flaschenöffner und Servietten sind nur der Anfang. Der Trend geht zu aufblasbaren Schwimminseln mit Firmenlogo oder gelaserten Glaskubi mit 3D Dingsbums. Schön war jedoch wenigstens einige Menschen gefunden zu haben, welche zumindest aus Geschäftsinteresse weitere Informationen von uns haben wollten. „Viele Kunden fragen sowas gerade nach“. Das macht …

Neues und Vertrautes, Buntes und Grünes: Die FA!R2012

Wow, was für ein schönes Wochenende. Nach Messeangaben gab es bei der FA!R in diesem Jahr 30 Prozent mehr Besucher. Die Ausstellungsfläche war größer und auch die Stimmung bei uns in der Klamottenecke war gut. Das Fazit einer FA!R2012 die uns Spaß gemacht hat und inhaltlich den Fairen Handel nach vorne bringt. Augenscheinlich verändert hatte sich bei unserer Ankunft am Donnerstagnachmittag nur eines: Der grellgrüne Teppichboden des letzten Jahres war einem gemäßigteren satten Grasgrün gewichen, viel passender für die Natürlichkeit die auch dem Fairen Handel nahesteht. Unsere beiden Stände lagen sich gegenüber in illusterer Gesellschaft der Bekleidungsreseller Native Souls, Green Guerillias, Fair bleiben und Yavana, sowie der Hersteller Greenality und unseren Nachbarn aus der Alpaka Ecke. Zwei Stände deshalb, weil wir neben unserem eigentlichen 3FREUNDE Stand gemeinsam mit Open Globe, dem Nachwuchs des Eine Welt Netz NRW e.V., die Young Fashion Area betreuten. Dort gab es Informationen zu Bekleidung, eine Kleidertauschbörse und den Mitmachbereich in welchem man selber Siebdrucken konnte. Dies brachte im Vergleich zum letzten Jahr mehr Interaktionsmöglichkeiten mit sich und öffnete so die …

Die Zukunft der Baumwolle

Für viele Menschen gibt es einen Zusammenhang zwischen Strom und Bekleidung. Zumindest im Wissen über deren Herkunft. Strom kommt aus der Steckdose und Bekleidung aus dem Klamottenladen. Was davor geschieht und wie komplex sowohl Stromproduktion, als auch Bekleidungsherstellung ist, bleib für die meisten im Dunkeln. Doch bei beidem ändert sich derzeit etwas. Die Menschen sind mehr und mehr an der Herkunft der Dinge interessiert. Die Zeit ist reif den Menschen mehr Informationen zu bieten. Jedoch ist das Zeitbudget der Menschen weiterhin beschränkt und die Informationen müssen schnell auf den Punkt gebracht werden. Was ist gut? Was ist schlecht? Was soll und kann ich tun? Was kostet es? „Nachhaltige Baumwolle“? Zur Reduktion der Komplexität im Bereich der Baumwolle lancieren drei Initiativen mit unterschiedlichem Hintergrund die Kampagne „Initiativen für nachhaltige Baumwolle“ „Aid by Trade“ mit ihrem Label “Cotton made in Africa” ist eine Einkaufsgemeinschaft die langfristig mit afrikanischen Baumwollproduzenten zusammenarbeiten will. Future for Cotton repräsentiert die Interessen und Belange der Biobaumwoll-Wertschöpfungskette. Fairtrade Deutschland (Transfair e.V.) ist mit seinem Programm zertifizierter Fairtrade-Baumwolle mit dabei. Kurz gesagt: die drei …