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PEGIDA ein Schild vor halten

Ein komischer Gedanke kam in mir auf, als ich gestern um 17 Uhr alleine zu Fuß auf dem Weg nach Deutz war. Ich hatte mein selbstgebasteltes Schild unterm Arm. „Also ich mag Menschen“ stand darauf. Das konnte man aber im vorbeigehen nicht lesen. Alle die mich sahen wussten also: Der geht auf ne Demo. Nur: Auf welche Demonstration ich gehe war nicht auf den ersten Blick zu sehen. War ich etwa einer von diesen Menschen die das Abendland durch den Islam in Gefahr sehen?

Allein an der Masse der Menschen erkannten wir dann recht schnell, dass wir auf der richtigen Seite waren. Auch an lächelnden Menschen, an fröhlichen Menschen die in Grüppchen umher standen und schauten. Und später froren und dennoch blieben.

Immer wieder an diesem Abend sprachen wir darüber: Man sieht es den Menschen nicht an zu welcher der beiden Demos sie unterwegs waren. Die PEGIDA Demonstrantinnen und Demonstranten sind ja keine Skinheads mit Glatze und Bomberjacken. Es waren gestern Abend ganz normal aussehende Menschen. Mit Funktionsjacken und Mützen, so wie wir. Lediglich ihr Innenleben muss anders aussehen als das der Demonstranten, die gestern für ein offenes, vielfältiges und fremdenfreundiches Köln demonstriert haben.

Es war nach einer guten Stunde keine Wohlfühldemo mit Fame-Charakter. Es war harte Arbeit. Wir hielten uns mit Sprechchören bei Laune. Es geschah eine gefühlte Ewigkeit nichts. Es war kalt und dunkel.

Wie es uns als Gegendemonstranten ging, muss es auch den PEGIDA-Leuten gegangen sein. Nur, dass sie hoffentlich wussten, dass sie mit ihrer ausgrenzenden, islamfeindlichen und allgemein intoleranten Gesinnung ziemlich alleine da standen.

Mehrere Unternehmen und Institutionen haben schon vor deren Demo gesagt: Wir machen den Rassisten das Licht aus. Diese Kulisse bleibt denen verwehrt. Das stärkste Zeichen dafür war sicher, dass die Beleuchtung am Dom abgeschaltet wurde. Dies brachte nicht nur nationales sondern internationales Aufsehen mit sich.NOPEGIDA 4

Es war mittlerweile 20 Uhr. Seit über zwei Stunden standen wir da. Die Polizei hatte uns seit einer guten Stunde darüber informiert, dass PEGIDA aus Sicherheitsgründen nicht laufen dürfen wird. Wir wollten, dass dies auch so bleibt. Also blieben auch wir. Die Aussicht war, dass PEGIDA bis 22 Uhr eine Standkundgebung abhalten darf.

Doch dann kam unerwartet doch Bewegung in die Sache. PEGIDA rollte ihre Deutschlandfahnen ein und packte zusammen. Ein Organisator der „Köln stellt sich quer“ Demo informierte uns, dass wir nun wir statt der PEGIDA Demo über die Deutzer Brück ziehen werden. Das geschah dann auch. Und es war ein gutes Gefühl. Nicht nur, weil nun endlich etwas passierte, sondern vor allem, weil wir damit zeigen konnten: PEGIDA läuft hier nicht. Aber wir, die Weltoffenen, die Fröhlichen, die Positiven, die Neugierigen, wir feiern über die Brücke und auf allen Seiten jubeln uns die Menschen zu.

Auch mir, mit dem Schild, für das ich noch wenige Stunden vorher ein komisches Gefühl hatte. Das Schild passte ganz gut: Das große Problem von PEGIDA ist nämlich nicht die Islamisierung, die Ausländer oder was auch immer. Das große Problem ist, dass sie Menschen nicht akzeptieren können. Unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Geschichten und unterschiedlichen Kulturen. Das ist es aber, was für mich das Leben als Mensch so spannend macht. Dafür friere ich dann auch mal gerne ein paar Stunden.

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Screenshot aus den Tagesthemen

CC BY-SA 3.0 DE
Inhalte auf raphabreyer.de stehen i.d.R. unter freier Lizenz (Näheres im Impressum ). Der Artikel „PEGIDA ein Schild vor halten“ (Text) steht unter der CC BY-SA 3.0 DE Lizenz. Der Name des Autors soll wie folgt genannt werden: Rapha Breyer.

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