Jahr: 2013

Ehrenamt und Freiwilligendienst bei ZDF Login

Am Ende werden sich beide falsch verstanden gefühlt haben. Prof. Stefan Selke, da es so wirken konnte, als wolle er freiwillig engagierten ihr Ehrenamt verbieten und Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl (CSU), da sie die Substituierung von Pflegefachkräften durch ungelernte und unterbezahlte Freiwillige zu verteidigen schien. Das kann niemand so zufriedenstellen. Hier die ganze Sendung in der ZDF Mediathek anschauen. Beide hatten einen anderen Punkt den sie bei der ZDF Login Sendung zur Geltung bringen wollten: Prof. Selke sprach sich dagegen aus, dass qualifizierte Jobs im Aufgabenbereichen des Staates in durch sozialen Druck unfreiwillige Freiwilligenstellen umgewandelt werden. Dagmar Wöhrl wollte dafür werben, dass ehrenamtliche Tätigkeiten der soziale Kitt der Gesellschaft sind und gefördert werden müssen. Beides legitime Punkte, denen ich auch persönlich zustimmen kann. Leider sprachen die beiden im Eifer des Rededuells total an einander vorbei. Diese Verdichtung und auch Unruhe bringt bei ZDF Login immer wieder gute Erkenntnisse. Dadurch unterscheidet sich das leider in die unöffentliche Ecke des öffentlich-rechtlichen Fernsehen verbannte Sendung von gebetsmühlenartig vorgetragenen und vorbereiteten Statements die bei Jauch und Co zu hören sind. Moderator …

Hast du Öko an?

Ich habe am 28.Mai im Rahmen des Umweltabends der Katholischen Hochschulgruppe Karlsruhe einen Vortrag zu öko-fairen Textilien gehalten. Auftraggeber dafür war das von der Europäischen Union geförderte Projekt ishopfair.net. Hier die Linkliste zum Vortrag: Hast du Öko an – Linkliste

Pokern mit Menschenleben in der Textilindustrie

Profis spielen keine Karten die nur mit Glück gewinnen. Bei Menschen die nur gelegentlich am Pokertisch sitzen, hört man oft ein murren nachdem eine schlechte Starthand zu einem hohen Gewinn geworden wäre. Drei fünfen in der Mitte machen eine Bube-fünf Starthand zu einem unbezwingbaren Monster. Von Profis hört man dazu nichts. In der Textilindustrie wird auch gezockt. Allerdings ist der Einsatz höher: Es geht um Menschenleben. Natürlich nicht um das der Entscheider, sondern um das von schlechtbezahlten Mitarbeitern am anderen Ende der Welt. Mit mangelhaften Gebäuden, fehlendem Brandschutz und schlechter Arbeitssicherheit haben viele der Produzenten, um im Bild zu bleiben, eine schlechte Starthand. Das fällt nicht auf, solange sie das Glück einer erfolgreichen Spielentwicklung haben. Wenn allerdings langfristig der Normalfall des Unglücks, wie zuletzt in Dhaka, autritt, so heißt es oft game over, das Spiel ist vorbei. Verzockt. Ohne Frage gehören Kik, Mango und Primark an den öffentlichen Pranger und die Verantwortlichen vor ein ordentliches Gericht. Doch was ist mit denen die Glück hatten, dass die für sie passenden Karten aufgedeckt wurden, in deren Fabriken …

Die Messe fürs gute Gefühl

Die „Fair handeln“ in Stuttgart ist für uns neben der FA!R in Dortmund die wichtigste Messe für fairen Handel und nachhaltigen Konsum in Deutschland.  Während in Dortmund hauptsächlich Fachbesucher durch die Messehalle schlendern, erreicht die „Fair handeln“ durch die terminliche Zusammenfassung mit anderen Frühjahrsmessen auch weitere Zielgruppen. Meiner Ansicht nach ist die „Fair handeln“ damit der einzige Punkt in Deutschland an dem der faire Handel ein Massenpublikum erreicht. Allein am Freitag gab es 25.000 Besucher auf dem Messegelände, insgesamt waren es fast 80.000. Diese Reichweite ist Fluch uns Segen zugleich. Zum Einen ist es manchmal schwierig sich auf ein langes Gespräch einzulassen um grundlegende Dinge, wie den Vorteil von Biobaumwolle zu erklären, zum Anderen kommen Menschen so vielleicht zum ersten Mal mit fairem Handel in Berührung, obwohl sie nur auf der Suche nach einem guten Wein beim „Markt des guten Geschmacks“ nebenan waren. Trotz der Größe war die Stimmung das ganze Wochenende positiv und bereichernd. Fast nie hektisch und immer freundlich waren sowohl die Mitarbeitenden der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ), als ideeller Träger zuständig für …

Die Freiheit zur Zwangsarbeit in der FairWearFoundation

Auf jeden Skandal folgt eine Entrüstung. Besonders oft steht derzeit die Bekleidungsindustrie im Fokus, was die Halbwertszeit der Aufregung verkürzt. Der Brand in einer pakistanischen Fabrik, in der Kik produzierte, ein weiterer Fabrikbrand in Bangladesh oder Gefängnisarbeit für Takko in China, um nur einige Beispiele zu nennen. Letztere Geschichte ist besonders brisant, weil Takko durch den Beitritt zur Fair Wear Foundation im Oktober 2011 auf einem Weg der Einsicht schien. Am 04.11.2012 berichtete Spiegel Online, dass Takko über einen Sub-Subunternehmer in chinesischen Gefängnissen produziere. Der Auftrag von Takko sei über Global Fashion Support China (GFS) an Ganville Hongkong Textiles Limited weitergeleitet worden. Bei Takko kannte man wohl nur die Adresse der Produktionsstätte, wusste aber nach eigenen Angaben nicht, dass es sich dabei um ein Gefängnis handelte. Außerdem habe der Subunternehmer GFS den Firmeneigenen Code of Conduct unterschrieben. Zwar ist keiner der Arbeiterinnen und Arbeiter gestorben – doch freie Wahl der Beschäftigung, wie sie die ILO Kernarbeitsnorm 29 und die Richtlinien der FWF vorschreiben, sieht anders aus. Einen Tag nach Erscheinen des Artikels veröffentlichte Takko eine …

We are plastic, and so are you!

Ich halte mich ja inzwischen oft in der Nette-Menschen-die-Gutes-tun-und-vernünftig-sind-Blase auf. Ihr wisst schon: Nicht die Mülltrenner, sondern die Müllvermeider, nicht die Bewusst-Esser, sondern die Bio-Lokal-Fanatiker. Eben diese Randgruppe, die es glaubt richtig zu machen, zu der ich in manchen Bereichen auch gehöre. Bewusst wird das jedoch immer nur dann, wenn ich diese Blase verlasse. Mit echten Menschen spreche und für grundlegende Diskussionen Kopfschütteln ernte. Das war der Fall als ich für 3FREUNDE auf der PSI, der größen Werbeartikelmesse Europas war. Wir haben dort versucht herauszufinden, ob es im Bereich der Werbegeschenke und Promotionartikel Platz für unsere nachhaltigen Produkte gibt. Die Antwort ist recht einfach: Es gibt ihn, aber sowas von in der Niesche! Ein Großteil der Hallen war vollgestopft von billigen und billigsten Plastik und Kleinstelektronikartikeln. Kugelschreiber, Flaschenöffner und Servietten sind nur der Anfang. Der Trend geht zu aufblasbaren Schwimminseln mit Firmenlogo oder gelaserten Glaskubi mit 3D Dingsbums. Schön war jedoch wenigstens einige Menschen gefunden zu haben, welche zumindest aus Geschäftsinteresse weitere Informationen von uns haben wollten. „Viele Kunden fragen sowas gerade nach“. Das macht …