Nachhaltigkeit
Schreibe einen Kommentar

Pokern mit Menschenleben in der Textilindustrie

Profis spielen keine Karten die nur mit Glück gewinnen. Bei Menschen die nur gelegentlich am Pokertisch sitzen, hört man oft ein murren nachdem eine schlechte Starthand zu einem hohen Gewinn geworden wäre. Drei fünfen in der Mitte machen eine Bube-fünf Starthand zu einem unbezwingbaren Monster. Von Profis hört man dazu nichts.

In der Textilindustrie wird auch gezockt. Allerdings ist der Einsatz höher: Es geht um Menschenleben. Natürlich nicht um das der Entscheider, sondern um das von schlechtbezahlten Mitarbeitern am anderen Ende der Welt. Mit mangelhaften Gebäuden, fehlendem Brandschutz und schlechter Arbeitssicherheit haben viele der Produzenten, um im Bild zu bleiben, eine schlechte Starthand. Das fällt nicht auf, solange sie das Glück einer erfolgreichen Spielentwicklung haben. Wenn allerdings langfristig der Normalfall des Unglücks, wie zuletzt in Dhaka, autritt, so heißt es oft game over, das Spiel ist vorbei. Verzockt.

Ohne Frage gehören Kik, Mango und Primark an den öffentlichen Pranger und die Verantwortlichen vor ein ordentliches Gericht. Doch was ist mit denen die Glück hatten, dass die für sie passenden Karten aufgedeckt wurden, in deren Fabriken bislang kein Unglück geschah? Auch diese Spielen mit dem Leben von Menschen, auch sie sind zu ächten.

Die entscheidende Frage ist: Hätte das Kleidungsstück der Firma XY theoretisch in betreffender Fabrik produziert werden können? Ja oder Nein.

Der Maßstab für inakzeptables amateurhaftes Verhalten ist also nicht das Unglück an sich, sondern, das Risiko eines Unglücks eingegangen zu sein. Dies gilt für jene, die in Fabriken produzieren, welche Mangel in der Bausubstanz vorweisen oder unzureichende Notfallmechanismen haben. Dazu gehören aber auch Produzenten die fahrlässig handeln und über diese Zustände keine Informationen besitzen oder ihre Produktion an Subunternehmer abgeben. Im Bild des Pokerspiels spielen sie mit, ohne zu wissen welche Karten sie halten.

Wir brauchen Unternehmen mit Rückgrat, die sich nicht auf ein solche Spiele einlassen, die Profi genug sind, nur mit langfristig erfolgsversprechenden Karten zu spielen, ergo dort produzieren wo keine Gefahr für Leib und Leben der Mitarbeitenden besteht. Dort wo sie sicherstellen können, dass die Menschen von dem was sie tun auch leben können. Die Textilindustrie muss endlich aufhören mit Absichtserklärungen und action plans die frühestens in ein paar Jahren zu Verbesserungen führen.

Solange dies nicht geschieht kann nur der Konsument die Waffen gegen Glücksspieler einsetzen: Seine Stimme und sein Geld.

CC BY-SA 3.0 DE
Inhalte auf raphabreyer.de stehen i.d.R. unter freier Lizenz (Näheres im Impressum ). Der Artikel „Pokern mit Menschenleben in der Textilindustrie“ (Text) steht unter der CC BY-SA 3.0 DE Lizenz. Der Name des Autors soll wie folgt genannt werden: Rapha Breyer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.