Alle Artikel in: Fairer Handel

SDG 12 Verantwortungsvoller Konsum: Es geht nur gemeinsam!

Im Nachhaltigen Entwicklungsziel mit der Nummer 12 sind verantwortungsvoller Konsum und die nachhaltigen Produktionsmethoden. Um sowohl Wachstum des Wohlstandes und nachhaltige Entwicklung in der Welt zu realisieren, brauchen wir dringend eine sofortige Reduzierung des Einflusses der Menschheit auf die Natur. Das funktioniert nur über die Veränderung der Art und Weise wie wir Güter produzieren und konsumieren. Natürliche Ressourcen müssen sparsamer und effizienter eingesetzt werden. Zusätzlich dürfen weniger Gifte und Abgase in die Umwelt gelangen. Industrie, Wirtschaft und Haushalte müssen ermutigt werden Abfälle zu reduzieren und verstärkt auf recyclebare und recycelte Produkte und Produktionsweisen zu setzen. Anders als bei vielen anderen der Ziele gibt es hier auch die Möglichkeit durch individuelle Verhaltensänderungen einen persönlichen Beitrag beizusteuern. Ich kann als Person weniger und besser konsumieren. Das reduziert den sogenannten CO2-Fußabdruck, der beschreibt, wie viel das in großen Mengen schädliche Klimagas CO2 oder gleichwertige Stoffe durch die persönliche Lebensweise freigesetzt werden. Wenn dieser Fußabdruck bei jeder Person kleiner ist, dann wird er auch im gesamten kleiner – so zumindest die Idee. Die Ernüchterung kommt sofort, wenn man sich …

Kauf dich nicht frei!

Wir können uns alles kaufen. Zumindest im Durchschnitt sind wir Deutschen so reich wie kaum Menschen in anderen Ländern. In unserem marktwirtschaftlichen System heißt das, dass wir die Freiheit leben können, selbst zu entscheiden, welches Produkt oder welche Dienstleistung wir haben wollen. Fast alles von dem, was wir glauben zu brauchen damit wir glücklich sind, gibt’s im Laden an der Ecke, im Kaufhaus oder im Internet. Das ist die große Freiheit des Konsumierens. Aber es gibt im Konsum keine Freiheit ohne Verantwortung. Nicht nur Bundespräsident Joachim Gauck weißt immer wieder auf einen Fakt hin: Mit jeder Freiheit geht auch eine Verantwortung einher. Mit allem was wir tun können, sollen wir auch daran denken, was das Anderen antut. Wir können inzwischen wissen, was unser Konsum in anderen Teilen der Welt anrichtet und wir haben die finanziellen Möglichkeiten im Zweifel auch „bessere“ Produkte zu kaufen oder es einfach zu lassen. Nehmen wir ein Beispiel: Bananen. Bananen sind in Deutschland das günstigste Obst. Was verrückt klingt, wo die gelben Dinger doch meist in Südamerika wachsen, hat mit dem …

Menschen zum Wegwerfen

In der 37 Grad Reportage „Gesichter der Armut“ beschreibt Manfred Karremann das Leben der Menschen in Bangladesh. Er zeigt vor allem, dass das Leben der Menschen dort fast ausschließlich davon bestimmt ist, wie wir mit ihnen umgehen – welchen Einfluss wir auf ihr Leben nehmen. Bangladesh ist der Produktionshinterhof der westlichen Welt, die Müllkippe und eines der Länder, die unter dem von uns verursachten Klimawandel am stärksten betroffen sind. So traurig es ist: Neu kann das fast niemandem sein. All unsere Produktionsgüter werden in Ländern produziert, in welchen soziale Standards und Umweltschutzauflagen weder kontrolliert noch umgesetzt werden. Jede und jeder, die oder der nicht völlig in seiner abgeschlossenen Konsumgesellschaft lebt, hat dies inzwischen mitbekommen. Dieter Overath, Vorstand von Transfair e.V., dem Verein der in Deutschland das Fairtrade Siegel vergibt, meint: „Solche ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse funktionieren umso besser, desto anonymer die Produkte sind.  […] Das kann man nur verdrängen oder akzeptieren, wenn einem das durch den Kauf des Produktes nicht so bewusst ist.“ Die Unternehmen haben durch jahrelange Arbeit und große Marketingbudgets dafür gesorgt, dass man also …

Du musst Teil der Fashion Revolution sein!

Heute vor zwei Jahren stürzte das Gebäude Rana Plaza in Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs, in sich zusammen. Es begrub mehrere Fabriken unter sich in denen Textilien für den europäischen Markt produziert wurden – 1127 Menschen starben und 2438 wurden verletzt. Es war die größte Katastrophe in der Textilindustrie in Asien, aber bei weitem nicht die einzige. Immer wieder wird der Arbeitsplatz in einer Näherei zur Todesfalle. Als Grund für die Katastrophe stellte die Untersuchungskommission damals grobe Fahrlässigkeit fest. So wurden mangelhafte Baustoffe benutzt und bei der Gebäudesicherheit gespart. Bestraft wurde die Fahrlässigkeit der Bauträger und Betreiber der Fabriken – nicht die Fahrlässigkeit von uns Konsumentinnen und Konsumenten. Spätestens seit dem Tag wissen auch wir hier nochmals deutlich, welche Auswirkungen unser Konsum auf andere Menschen hat. Wer damals, so wie ich in Teilen auch, glaubte, nun würde sich vieles ändern, der muss leider auch zwei Jahre später anerkennen: Wir handeln immer noch fahrlässig. Nach wie vor stammt der überwältigende Teil unserer Textilien aus Fabriken, die nicht viel besser sind als es Rana Plaza war. Die Fashion Revolution lässt …

Neue Türen

Seit heute bin ich Referent für Entwicklungsfragen an der BDKJ Bundesstelle. Das bedeutet, ich darf den BDKJ im Fairen Handel vertreten, den entwicklungspolitischen Teil des NERPAs organisieren und den Bundesvorstand in allen Belangen der Entwicklungspolitik und des Fairen Handels beraten. Dazu freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit dem Kindermissionswerk zur Aktion Dreikönigsingen und mit Misereor zur Jugendaktion. Nach über drei Jahren 3FREUNDE und viel ehrenamtlichen Engagement im Bereich des Fairen Handels und der Jugendverbandsarbeit, freue ich mich nun auf die neuen Aufgaben und vor allem die Menschen, die ich kennenlernen darf und wieder treffen werde.

Fairtrade und Qualität

Es fühlt sich ein bisschen so an, wie es für Sisyphus gewesen sein muss: Gebetsmühlenartig muss ich Fakten wiederholen, die im Diskurs nicht ankommen. Der Stein des Fairen Handels rollt immer kurz vor der Erkenntnis wieder ins Tal der Unwissenheit. Immer wieder wird der Faire Handel von Themen überlagert, die einfach nicht dazu gehören. War es vor einiger Zeit der Unterschied von Fairem Handel zum Direkthandel, so ist es jetzt der Faire Handel und die Qualität. Schon die Überschrift des Artikels von Axel Hansen bei Zeitonline zeigt Unkenntnis und Ignoranz. „Das Geschäft mit dem schlechten Geschmack.“ Wer als Kaffeehändler Kaffee in schlechter Qualität kauft, macht seinen Job nicht gut. Dabei ist es unerheblich, wo er diesen kauft oder von wem. Ob er nach Fairhandels-Kriterien kauft oder gleich Fairtrade zertifiziert, ist dabei ebenso egal. Nun aber dem Fairen Handel zuzuschreiben, dass dieser schlechte Qualität fördert, ist dreist und wird  leider oft von Unternehmen vorgebracht, die sich gegen ein Mitwirken am Fairtrade System entschieden haben und so apologetisch versuchen ihre Entscheidung zu begründen. Die Zeit schlägt mit …

Letzte Chancen für das Textilbündnis

Nach langer Vorarbeit ist es nun da: Das Bündnis für Nachhaltige Textilien des BMZ und seines Ministers Gerd Müller. Als Reaktion auf die Unglücke in Bangladesch und Pakistan gestartet, soll es die traurige Aufmerksamkeit für das Thema nutzen, um einen Schritt in großer Breite hin zu sozialer und ökologischer hergestellten Textilien gehen. Eine gute Idee, bei der nun doch nicht alle mitmachen. Warum das so ist und wie das geändert werden kann, will ich hier analysieren. Zu Beginn ist aber zuerst einmal wichtig, was überhaupt im Aktionsplan drinsteht. Das Bündnis versteht Nachhaltigkeit als Drei-Säulen-Modell mit sozialer, ökologischer und auch ökonomischer Nachhaltigkeit. Dazu sollen Bündnis-Standards entwickelt werden, die auf kontinuierliche Verbesserung abzielen und die Rahmenbedingungen in Produktionsländern verbessern sollen. Über diese Punkte soll zwischen allen Partnern und der Öffentlichkeit transparent kommuniziert werden und auf einer Plattform soll der Fortschritt geprüft werden, damit dort die Akteure voneinander lernen können. Dabei will das Bündnis die Lieferkette von Textilien und Bekleidung ganzheitlich betrachten, aber trotzdem prioritäre Handlungsfelder identifizierten, in welchen eine Verbesserung am dringendsten notwendig ist. Dies sind alles …

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – Die Kritik am Fairen Handel

Nach Zeit Online und dem Spiegel (ausführlicher Nr.41/2014, S.68) schreibt nun auch das Enorm Magazin über Fairen Handeln und im speziellen über kleine Firmen, die Nachhaltigkeit und fairen Handel neu definieren wollen. Der Artikel von Kathrin Hollmer lobt die Transparenz und die Innovationskraft dieser Unternehmen. Zwischen den Zeilen werden aber vor allem die Mechanismen des Fairen Handels als ziemlich wirkungslos und intransparent gebrandmarkt. Der direkte Handel mit Rohstoffen und Zwischenprodukten ist ein großer Schritt, der in seiner Radikalität viele Vorteile hat und vor wenigen Jahren noch weitaus schwieriger war. Weniger Zwischenhändler sind eingebunden und so können größere Gewinnmargen erwirtschaftet werden, die auch kleinen Unternehmen eine Existenz sichern können. Es bleibt auch mehr Geld, welches direkt an die Kaffeebauern weitergegeben werden kann. Kann, aber nicht muss. Die Vertreterin von Green Cup Coffee, einem Tochterunternehmen von MyMuesli, spricht davon, dass ihre Bohnen fair gehandelt seien und ein Preis bezahlt werde, „der über dem Weltmarkt und Fairtrade-Niveau liegt“. Wenn dem so ist, dann ist das eine gute Sache. Die interessante Zusatzinformation dazu: Dies ist für guten Kaffee nichts besonders …

Fairtrade Conference und Fairtrade Award 2014 – groß und klein bewegen sich

Berlin. Ellington Hotel. Es ist 19.00 und die Awards werden verliehen. Als der Bundesentwicklungsminister die Laudatio für die Zweitplatzierten hält, stelle ich irgendwann fest, dass er uns mit seinen Ausführungen nicht meinen kann. Der dritte Platz ist schon verkündet, also können wir nur gewonnen haben. Mein Puls rast trotzdem, als der Minister zum ersten Preis übergeht. Kurz darauf stehen wir auf der Bühne. Anke Engelke lädt Stefan quasi auf ihr Zimmer ein. Blumen. Photos. Später Tanzen. Den ganzen Tag standen andere im Mittelpunkt. Große Handelskonzerne und Hersteller – wir sind ein sehr kleines Licht im Feuerwerk der Großen bei der International Fairtrade Conference. Es ist aber schön zu sehen, dass inzwischen auch große Marken wie Rewe und Ferrero wirkliche Veränderung betreiben und mehr zum Thema „Faire Arbeitsbedingungen“ in der Kakaoindustrie beitragen wollen. Das ist auch dringend notwendig meint Dr. Auma Obama, die mit ihrer Stiftung „Sauti Kuu“ dazu beiträgt, dass junge Menschen in Kenia selbstbewusst in eine eigenständige Zukunft gehen können. „Aus Fairtrade muss Realtrade werden“, appelliert sie immer wieder. Es geht nicht um Almosen, sondern …

Die Messe fürs gute Gefühl

Die „Fair handeln“ in Stuttgart ist für uns neben der FA!R in Dortmund die wichtigste Messe für fairen Handel und nachhaltigen Konsum in Deutschland.  Während in Dortmund hauptsächlich Fachbesucher durch die Messehalle schlendern, erreicht die „Fair handeln“ durch die terminliche Zusammenfassung mit anderen Frühjahrsmessen auch weitere Zielgruppen. Meiner Ansicht nach ist die „Fair handeln“ damit der einzige Punkt in Deutschland an dem der faire Handel ein Massenpublikum erreicht. Allein am Freitag gab es 25.000 Besucher auf dem Messegelände, insgesamt waren es fast 80.000. Diese Reichweite ist Fluch uns Segen zugleich. Zum Einen ist es manchmal schwierig sich auf ein langes Gespräch einzulassen um grundlegende Dinge, wie den Vorteil von Biobaumwolle zu erklären, zum Anderen kommen Menschen so vielleicht zum ersten Mal mit fairem Handel in Berührung, obwohl sie nur auf der Suche nach einem guten Wein beim „Markt des guten Geschmacks“ nebenan waren. Trotz der Größe war die Stimmung das ganze Wochenende positiv und bereichernd. Fast nie hektisch und immer freundlich waren sowohl die Mitarbeitenden der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ), als ideeller Träger zuständig für …